Fakten und Hintergrundinformationen zu Wirkung und Risiken Einführung

Dr. Med. Rudolf Ehmann

Aufgrund der Abweisung einer vergewaltigten Frau durch zwei katholische Krankenhäuser in Köln im Dezember 2012 kam es zu einer Auseinandersetzung bezüglich der Abgabe der ‚Pille danach’. Dabei wurde Kardinal Meisner durch zwei Fachverbände (BVF und DGGEF) [1] beraten, die ihm darlegten, es gebe eine neue ‚Pille danach’, die ausschließlich ovulationshemmend [2,3,4] wirke. Daraufhin gab der Kardinal diese ‚Pille danach’ im Falle einer Vergewaltigung frei [5]. Dem folgte auch die Deutsche Bischofskonferenz im Februar 2013. Im Hinblick auf diese Vorkommnisse und die aufsehenerregende Reaktion auf diese Freigabe wurde die Literatur mit folgendem Resultat konsultiert: Bei der infrage kommenden Substanz handelt es sich um Ulipristalacetat (UPA), einem Selektiven Progesteron-Rezeptor-Modulator (SPRM) der zweiten Generation, dem Nachfolger von Mifepriston (RU 486, auch Abtreibungspille genannt), das heute als SPRM der ersten Generation gilt. Die Strukturformeln der beiden Pharmaka sind fast identisch. Es stellte sich auch heraus, dass Mifepriston wegen seines Images als Abtreibungspille von verschiedenen größeren pharmazeutischen Firmen nicht als ‚Pille danach’ weiterentwickelt worden war [6]. So wandte sich die Forschung diversen verwandten chemischen Präparaten zu, deren erfolgversprechendstes Ulipristalacetat war, das schließlich 2009 – nach einer Entwicklung von 10 Jahren – als ellaOne® auf den Markt gebracht wurde. UPA ist nicht nur chemisch, sondern auch von der Wirkung her dem Mifepriston sehr ähnlich! [7] Mifepriston wurde bei seiner Markteinführung als Abtreibungspille in den 80er Jahren auch als Antiprogestin bezeichnet. Bezüglich des rein quantitativen Ausmaßes der Notfallkontrazeption muss man sich bewusst sein, dass in Deutschland durch Ärzte rund 400’000 Verordnungen der ‚Pille danach’ pro Jahr ausgestellt werden [8]. In der Schweiz waren es 2012 über 107’000 Packungen, die ohne Rezept verkauft wurden, Tendenz steigend! [9] Wie erwähnt, wurde und wird UPA als rein ovulationshemmend und ausdrücklich nicht nidationshemmend beworben. In der Literatur indessen wird von diversen Autoren eine nidationshemmende Wirkungsweise beschrieben, ohne jedoch dieselbe als nidationshemmend zu benennen. Es wird neben einer Ovulationshemmung bzw. -verschiebung [10,11] beispielsweise eine verzögerte endometriale Reifung [6,12,13], eine ausbleibende sekretorische Umwandlung des Endometriums [14] und eine geringere Endometriumdicke [13,15] sowie eine Störung der endometrialen Synchronisation [6] beschrieben. Das sind alles Vorgänge, die Mifepriston als ‚Pille danach’ ebenfalls bewirkt. Mifepriston wird übrigens seit Jahren als ‚Pille danach’ in Russland und China vertrieben [12].